Jahreszeugnis

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Eröffnung: 23. November 2023 – 19 Uhr

Meet the artist: Donnerstag, 30. November 2023 – 18 Uhr

Öffnungszeiten: Di – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 16 Uhr

Dem Jahr ein Zeugnis ausstellen? Eine Aufgabe, die heute fast nicht mehr tragbar scheint. Das Zeugnis ist für viele ohnehin ein mit Angst besetzter Begriff, das Jahreszeugnis umso mehr. Hat man bestanden? Muss man wiederholen? Was in der Schule noch möglich war – bei schlechter Performance einfach noch einmal von vorne zu beginnen – ist vor allem in gesellschaftspolitischen Fragestellungen schwer möglich. Die Gesellschaft sollte sich nicht wiederholen, sondern sich weiterentwickeln, aus Fehlern lernen. Bildung steht für Legat dabei an erster Stelle – sie schaffe Toleranz und Offenheit, so die Künstlerin. Die titelgebende Arbeit der Ausstellung, ein für die Künstlerin typisch-großformatiges Werk, trägt den Namen „Jahreszeugnis“ und regt Spiegelungen, Reflexionen auf mehreren Ebenen an.

Selbst für Maria Legat, deren künstlerische Arbeit immer schon politisch beeinflusst war, scheint gerade unter aktuellen Entwicklungen das Ausstellen eines Zeugnisses beinahe untragbar zu werden. „Und zur Lage der Welt“ betitelte sie einst ihre Serie fast ausschließlich großformatiger Malereien, die sie bis heute fortführt. Momentan zeigt sich die Herausforderung, vor die sie sich als Künstlerin damals gestellt hat, umso deutlicher. Das Bezeugen ist in den Malereien Legats jedenfalls omnipräsent: bei ihrer Arbeit handelt es sich stets um Kunst, die auf ihrer Auseinandersetzung mit dem Weltgeschehen fußt, als Stellungnahme dazu fungiert und dadurch zwangsläufig Zeugnis darüber ablegt. Dieses Zeugnis ist zwar – dem Wesen der Kunst nach – erfunden, was es als Lüge erscheinen lässt, doch ist die Kunst als Zeuge von der Wahrheitspflicht des Faktischen befreit, denn wir alle wissen, dass Kunst nicht Wahrheit ist.

Welche Nicht-Wahrheiten sich hinter den zarten Zeichnungen, den fast als verblasst erscheinenden Farben ihrer Palette und ihrem wertschätzenden Umgang mit Leinen verbergen, ist abhängig davon, zu welcher Zeit und von welchem Individuum die Arbeiten betrachtet werden. Das zuerst fast ausschließlich subjektiv Verarbeitete – im einsamen Raum des Ateliers – wird im Prozess der Veröffentlichung vergemeinschaftet. Das Wir gibt den Bildern ihren allgemeinen Wert, zeigt wie viele Aussagen sie tragen können. „Das Bild weiß mehr als ich,“ so beschreibt die Künstlerin ihr eigenes Vertrauen in das, was sie entstehen lässt. Zeitweise bewusst auch dem Unbewussten raumgebend, verpackt Maria Legat jedenfalls raffinierte Andeutungen, eindringliche Stellungnahmen und treffsichere Kritik. 

Und was sehen wir nun? Die Jonglage spielt momentan eine zentrale Rolle in der künstlerischen Arbeit Maria Legats. Sie bezieht sich sowohl theoretisch als auch praktisch auf Neuerungen in ihrem Werk: Zum einen geht es um inhaltliche Entwicklungen, nämlich den Versuch, mit der scheinbaren Verantwortung umzugehen, die eine ständige Stellungnahme zur Lage der Welt mit sich bringt. Zum anderen geht es um die eigene Befreiung als Malerin von selbsterstellten Grenzen, wie die zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Genauigkeit und Flüchtigem, um dadurch diese Einfriedung in ihrer Arbeit zu überwinden. 

Maria Legat hält nun mehr Distanz zum Narrativ, um auch mit Abstraktion Volumen zu generieren, in dem sich Betrachtende mehr und mehr mit ihrer eigenen Imagination einbringen können. Eine künstlerische Entwicklung, die eine zunehmende Komplexität des Weltgeschehens scheinbar mit sich bringt. So jongliert sie innerhalb der Leinwand mit unterschiedlichen Techniken und Stilmitteln, lässt das Thema der Jonglage auch für uns Betrachtende sichtbar werden. Wir sehen jonglierende Gebilde und Menschen, einen spielerischen Umgang mit Herausforderungen, derer es viele gibt.

Ausstellungsdauer: 24. November – 2. Dezember 2023

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