Verhofft

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Eröffnung: Freitag, 18. September 2020, 19 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend.
Zur Ausstellung spricht Julia Pühringer.

Maria Legat >VERHOFFT<

Marie Legat malt heftige Bilder. Wenn Maria Legat sich „Und zur Lage der Welt“ den Kopf zerbricht, dann sieht das zwar feingliedrig aus, die Farben sind es nicht, die brüllen. Aber es reißt einem den Boden unter den Füßen weg. „Ich sehe die Welt in einem schrecklichen Zustand“ hat sie einmal in einem Interview gesagt. Und wir sehen es mit ihr. Kein Wunder, dass es Betrachter*innen die kleinen, feinen Härchen auf den Unterarmen aufstellt.

Natürlich, rein fachlich stimmt das so, „in Mischtechnik figurativ bemalte Leinwand“. Aber es beschreibt nicht, was hier passiert. Fleisch bricht auf, es gibt Tiere und Menschen und Flügel – sind das Flügel, ist das Haar? – und Pferde und Kinder und Erwachsene, gibt Feld und Land und bauklotzgleiche Häuser, es gibt Schönheit und Deformation, die Anomalie stellt die laute, fordernde Frage nach dem „Normalen“ und den Schäden, die es anrichtet. Es rinnen Tropfen durch diese riesigen Bilder vom Leben und vom Sein auf der Welt, Tropfen von Wasser, Tropfen von Blut, und diese geronnenen Spuren verleihen Form und Muster und sie stellen, wieder, genauso laut, die Frage nach der Struktur. Muss die so sein? Verletzt die? Gehört nicht eigentlich alles niedergerissen? Und wenn es den Boden unter unseren Füßen überhaupt gibt – und auch das ist eine Behauptung – wie sieht er aus? Woraus ist er gemacht? Und, vor allem: Wer hat ihn bereitet? Fleisch wird beschaut und die Welt, wie sie ist mit ihren Abhängigkeiten und Kompromissen, bis zur völligen

Erkennbarkeit entstellt. Das, was hier passiert, ist „uncanny“, unheimlich, spooky. Und gar nicht heimlich zerrt Maria Legat die Abhängigkeiten und Hierarchien ans graue Licht des Tages, und lässt sie dort verbluten.
„Kunstleistungen“ nennt Maria Legat ganz sachlich ihre Arbeiten und zeigt, wie wichtig ihr die Sprache ist. Sie weiß, was auch sie anrichten kann. „Es panikt“ hieß auch einmal eine Ausstellung. Es geschieht etwas mit dieser Welt und mit uns, die wir darin leben. Sie will und braucht das Große. Das Kleine raubt nur Energien. Diese Kunst braucht Platz und sie ist mit größter Freude raumgreifend. Es braucht den Schwung des ganzen Körpers, das Knien vor Bildern, das Stehen auf Leitern, es zehrt, es verlangt, bis es fertig ist und ganz still, so schildert Maria Legat ihren Arbeitsprozess. Das Leinen für ihre Bilder wird nicht ausbeuterisch produziert, in ganz spezieller Größe, die Vorleimung mit klassischem Hasenhautleim erfolgt in Handarbeit in Belgien. Ja, ein unwesentliches Detail, aber es erzählt, große, andere Dinge. Um was es geht. Was wichtig ist.

Mit dem berühmten Kampf gegen Windmühlen vergleicht Maria Legat ihr Leben am Land im konservativen Umfeld. Wenn man ihre Bilder anschaut, sieht man: Sie ist auch selbst die Windmühle. So ist das mit den Gleichzeitigkeiten im Leben. „Ich glaube, dass in der Kunst viel Mut und Energie für Revolution ist“, sagt Legat. Die Revolution ist bereits in vollem Gange.
Text: Julia Pühringer

Mit der Einzelausstellung von Maria Legat in Kärnten eröffnet die Galerie3 zugleich ihren Hauptsitz in Klagenfurt wieder. Nach sensibler Renovierung der historischen Räume, erstrahlt die Galerie3 in neuem Licht.

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